Transplantation

Geschichte der Bonner Transplantationschirurgie

Erste Arbeiten zu technischen Problemen der Transplantationschirurgie wurden in Bonn von C. Garré, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Bonn von 1907 – 1926, publiziert. So erschien 1906 seine Schrift „Über Transplantationen in der Chirurgie“ und 1909 die Arbeit „Über Gefäß- und Organtransplantationen“.

Die Jahre nach dem 2. Weltkrieg waren auch in Bonn durch die Bemühungen geprägt, Anschluss an internationales Niveau zu gewinnen. Das besondere Interesse von Prof. Dr. A. Gütgemann, dem damaligen Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Bonn von 1954 – 1977, galt dem neuen Gebiet der Organersatzverfahren und der Transplantationsmedizin, die er durch frühzeitige Einrichtung von experimentellen und klinischen Programmen maßgeblich förderte.

Im Jahr 1964 wurde der Physiologe N. Hahn mit dem Aufbau einer Experimentellen Abteilung an der Chirurgischen Klinik betraut. Nachdem entsprechende Räume für tierexperimentelle Studien zur Verfügung standen, begannen 1967 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Experimente zur Pankreaskonservierung und -transplantation (Draznin), Lungentransplantation (Straaten) und besonders zur Lebertransplantation (Schriefers, Paquet, Lie). Später wurde unter Leitung von T.S. Lie eine international bekannte Abteilung für Experimentelle Transplantationschirurgie ausgegliedert. In den Jahren 1973 bis 1982 wurde hier die weltweit größte Zahl extrakorporaler xenogener Leberperfusionen (davon 68 mit Pavianlebern) beim akuten Leberversagen durchgeführt.

Auf der Basis dieser experimentellen Erfahrungen erfolgte am 17. Juni 1969 durch A. Gütgemann, T.S. Lie und weitere Mitarbeiter der Chirurgischen Klinik die erste erfolgreiche Lebertransplantation beim Menschen in Deutschland. Erst 1963 war die weltweit erste humane Lebertransplantation durch T. Starzl in Denver (USA) erfolgt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren durch Starzl 26 und durch Calne in Cambridge (UK) 13 Patienten diesem Eingriff unterzogen worden. Die klinischen Erfahrungen waren somit zu jener Zeit sehr begrenzt.

Von Juni 1969 bis April 1970 wurden in Bonn drei Lebertransplantationen durchgeführt. Das operative Vorgehen bei der Spender- und Empfängeroperation unterschied sich nur unwe¬sentlich von der heute üblichen Technik. Der erste Empfänger überlebte 205 Tage und konnte zwischenzeitlich aus der Klinik entlassen werden. Die beiden weiteren Empfänger überlebten allerdings nur 6 und 7 Tage.

Wegen noch unzulänglicher Medikamente gegen die Abstoßungsreaktion wurde das Programm nach 6 Transplantationen eingestellt und erst 1992 durch den damaligen Direktor Prof. Dr. A. Hirner wieder aufgenommen.

Seitdem sind bis Dezember 2020 in Bonn insgesamt 597 Lebertransplantationen durchgeführt worden.