Transplantation

Lebertransplantation im Kindes- und Säuglingsalter

Eine Lebertransplantation im Kindes- bis ins Säuglingsalter wird in Deutschland in einigen Zentren angeboten. Insbesondere die Lebertransplantation bei Säuglingen war lange Zeit bei befürchteten höheren Komplikationen fraglich. Aktuelle Daten zeigen aber, dass auch Säuglinge und Neugeborene sicher und erfolgreich lebertransplantiert werden können. Insgesamt haben Kinder, Säuglinge und Neugeborene, insbesondere in neuerer Zeit eine deutlich höhere Erfolgsaussicht nach Lebertransplantation als Erwachsene. Das Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Bonn bietet aktuell auch die Lebertransplantation für Kinder, Säuglinge und Neugeborene an.

Hintergrund

Die erste erfolgreiche Lebertransplantation in Deutschland wurde 1969 in Bonn durchgeführt. Weltweit fand die erste Lebertransplantation bei einem Kind im Jahr 1967 statt. Seitdem ist dank erfolgreicher Weiterentwicklungen in der operativen, intensivmedizinischen und medikamentösen Behandlung, der Laboruntersuchung, sowie der radiologischen Diagnostik und Intervention die Lebertransplantation im Kindesalter zu einem Routineverfahren geworden mit einer 1-Jahresüberlebensrate von über 95%. Seit Bestehen der europäischen Vergabestelle für Organe - Eurotransplant - sind ca. 3000 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren durch die Vermittlung von Eurotransplant transplantiert worden, darunter mehr als 700 Kinder im Alter unter einem Jahr.


Ursachen für eine Lebertransplantation im Säuglingsalter

Auch kleine Kinder können an akuten und chronischen Lebererkrankungen leiden, die eine Lebertransplantation notwendig machen. In der Mehrzahl der Fälle ist eine Gallengangs-Anlagestörung die Ursache für ein Leberversagen. Durch eine rechtzeitige Operation nach Kasai können einige Patienten vor einer raschen Verschlechterung der Leberfunktion in den ersten Lebensmonaten bewahrt und eine Lebertransplantation hinausgezögert oder sogar verhindert werden. Andere wichtige Ursachen für eine Lebertransplantation sind angeborene Stoffwechselerkrankungen in der Leber, die ein chronisches, aber auch akutes Leberversagen verursachen, oder aber das Versagen anderer Organe bewirken können. Des Weiteren sind die neonatale Hämochromatose (Eisenüberladung der Leber) oder die durch Virusinfektionen ausgelöste neonatale Hepatitis zu nennen. Bei einem Teil der Kinder kann nie eine eindeutige Diagnose der Erkrankung gestellt werden. Sobald ein Kind als nur noch mit einer Lebertransplantation heil- oder rettbar erachtet wird, sollte es in einem Transplantationszentrum vorgestellt werden. Dort werden dann noch weitere notwendige Untersuchungen durchgeführt und nach interdisziplinärer Besprechung von Kinderärzten, Transplantationschirurgen, Intensivmedizinern, Anästhesisten und Psychologen die Listung zur Lebertransplantation bei Eurotransplant gemeinsam beschlossen.


Operationstechniken

Nach Listung bei Eurotransplant erhält der kleine Patient in Abhängigkeit von der Dringlichkeit entweder ein ganzes Organ eines verstorbenen Spenders oder aber nur einen Teil einer Leber (Split-Technik). Mit der Split-Technik schafft man die Situation, mit einer Leber einem Kind und einem Erwachsenen, oder aber in seltenen Fällen auch zwei Kindern helfen zu können. Es ist jedoch auch möglich, dass Eltern oder nahe Angehörige einem Kind einen Teil ihrer eigenen Leber spenden. Voraussetzung dafür ist die gleiche Blutgruppe und dass der lebende Spender gesund ist und kein erhöhtes Risiko für Komplikationen während und nach der Operation hat. Höchstes Gebot bei Lebendspenden ist es, die Gesundheit des lebenden Spenders nicht zu gefährden. Der entscheidende Vorteil bei der Lebertransplantation nach Lebendspende ist die zeitliche Planbarkeit der Transplantation, die damit mögliche Verkürzung der Wartezeit, oder die Transplantation des Kindes im eventuell noch besseren Allgemeinzustand. Abzuwägen bleibt der Vorteil für das Kind gegenüber den Belastungen und dem Risiko für den Spender.


Medikamente nach Lebertransplantation

Nach Lebertransplantation müssen die Kinder dauerhaft verschiedene Medikamente einnehmen, damit das neue Organ nicht abstoßen wird. Dazu gehören sogenannte Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Tacrolimus, Mycophenolsäure, Everolimus, Sirolimus, Basiliximab, Azathioprin oder Cortison-Präparate. Des Weiteren werden häufig gegeben: Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung und Ursodeoxycholsäure zur Anregung des Galleflusses, sowie harntreibende Medikamente. Am Anfang müssen die kleinen Patienten relativ viele Medikamente einnehmen. Im Laufe der Zeit können diese jedoch zunehmend abgesetzt oder reduziert werden.


Langzeitbetreuung nach Lebertransplantation

In der Regel ist eine Lebertransplantation im Kindesalter mit einem mehrwöchigen Aufenthalt im Krankenhaus verbunden. In dieser Zeit werden bereits regelmäßige körperliche Untersuchungen, Kontrollen der Blutwerte und Ultraschallkontrollen durchgeführt. Aber auch nach dem Aufenthalt im Krankenhaus ist es sehr wichtig, regelmäßige Blutentnahmen und Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Dabei ist eine gute Mitarbeit der Eltern für den Transplantationserfolg von essentieller Bedeutung.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Priv.-Doz. Dr. med. Steffen Manekeller, Chirurg, Leiter Team Transplantation.