Transplantation

Pankreas-Nieren-Transplantation

Allgemeines

Wie bereits während der vorbereitenden Untersuchungen, legen wir nach der Transplantation ein besonderes Augenmerk auf die Anleitung der Patienten zur richtigen und verlässlichen Medikamenteneinnahme und zur Einhaltung von Hygienemaßnahmen, die zum Schutz vor vermehrten Infektionen unter der lebenslang erforderlichen Einnahme von Immunsuppressiva ratsam sind.


Was ist eine Pankreas-Nieren-Transplantation

Geschichte

Die erste Pankreastransplantation wurde 1967 von Kelly in den USA in Form einer kombinierten Pankreas-Nierentransplantation durchgeführt. Weltweit erfolgten seitdem bis zum Jahre 2011 mehr als 35.000 Pankreas-Transplantationen, entweder alleine oder kombiniert mit einer Nierentransplantation. Seit dem Jahr 1998 wurden am Transplantationszentrum der Bonner Universitätsklinik bis dato 52 kombinierte Pankreas-Nierentransplantationen durchgeführt, davon sechs Transplantationen von Januar bis April 2012.

Anatomie

Die Bauchspeicheldrüse, griechisch pankreas, ist eine 14 – 18 cm lange Drüse, die zwischen Magen und Wirbelsäule liegt. Grundlegend hat die Bauchspeicheldrüse zwei wichtige Funktionen, nämlich erstens die Herstellung von Insulin und dem Gegenspieler Glucagon zur Regulierung des Blutzuckers und zweitens die Produktion von Verdauungsenzymen zur Aufspaltung der Nahrung. Die blutzuckerregulierenden Hormone werden über die Blutgefäße in den Kreislauf ausgeschüttet, während die Verdauungsenzyme gelöst in 2000 ml Bauchspeichel pro Tag über ein Gangsystem in den Zwölffingerdarm abgesondert werden.
Die Niere ist ein normalerweise paarig angelegtes Organ, das hinter dem Bauchraum rechts und links der Wirbelsäule liegt und neben der Entgiftungsfunktion auch den Wasserhaushalt, den Säure-Basen-Haushalt, Vitamin-D-Aktivierung und hormonell die Produktion von roten Blutkörperchen reguliert. Der Urin aus jeder Niere wird über den jeweiligen Harnleiter in die Harnblase abgeleitet.

Gründe für eine Transplantation

Während die isolierte Nierentransplantation häufig bei Nierenversagen aufgrund von Bluthochdruck, Altersdiabetes oder isolierter Nierenerkrankung wie polyzystischen Nierenveränderungen erfolgt, kommt die kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantation im Wesentlichen für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1, einer Autoimmunerkrankung mit absolutem Insulinmangel aufgrund der Zerstörung der insulinproduzierenden Bauchspeicheldrüsenzellen in Betracht. Basierend auf der modernen intensivierten Insulintherapie sind heutzutage viele junge Diabetiker hervorragend eingestellt und so können die Komplikationen des Diabetes gemildert oder deren Auftreten verzögert werden. Jedoch entwickeln einige Patienten trotz optimaler Insulintherapie diabetische Spätschäden, wie zum Beispiel Nierenversagen. Sollte bei Ihnen ein Diabetes mellitus Typ 1 zur

  • Arteriosklerose (Verkalkungen der Herzkranzgefäße, Beingefäße oder Halsschlagader)
  • Diabetischen Retinopathie (Sehminderung)
  • Präterminalen oder terminalen Nephropathie (chronisches Nierenversagen mit bestehender oder drohender Dialysepflichtigkeit)
  • Diabetischen Polyneuropathie (sensorische Nervenschäden)
  • Renalen Anämie (Blutarmut)
geführt haben, so sollten Sie Ihre behandelnden Ärzte auf die Möglichkeit einer Organtransplantation ansprechen. Ziele der Pankreas-Nieren-Transplantation sind es, die Dialyse und die damit verbundenen Komplikationen zu vermeiden, und gleichzeitig ein Fortschreiten der diabetischen Spätschäden zu verhindern. Langfristig steigen hierdurch deutlich die Überlebenschancen. Zugleich verbessert sich Ihre Lebensqualität, da im Idealfall weder Insulingaben noch Dialyse nicht mehr erforderlich sind.
Als Sonderfall gilt ein instabiler Diabetes mellitus, hier sind die Vorteile einer isolierten Pankreastransplantation mit den operativen und medikamentösen Risiken einer Transplantation abzuwägen.

Vorbereitung und Warteliste

Sollten Sie ein Kandidat für eine Pankreas-Nierentransplantation sein, so wird zunächst eine sorgfältige Evaluation stattfinden, die zum Ziel hat, bestehende Komplikationen des Diabetes und eventuelle Nebendiagnosen exakt zu erfassen. Hierzu werden zahlreiche Spezialuntersuchungen durchgeführt (wie augenärztliche Untersuchung, kardiologische Abklärung, zahnärztliche Untersuchung, Röntgenuntersuchungen und andere), die von uns koordiniert werden. Sollten Sie als Patient gemeinsam mit uns als ihrem behandelnden Transplantationsteam bei entsprechender Eignung die Entscheidung zur Pankreas-Nieren-Transplantation fällen, so werden Sie entsprechend den Vorgaben des Deutschen Transplantationsgesetzes auf unsere Warteliste für ein passendes Spenderorgan gesetzt. Im Gegensatz zu Leber, Niere und Dünndarm ist eine Lebendspende für die Pankreastransplantation zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.

Transplantation

In den meisten Fällen erfolgt eine kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantation in einem Eingriff. Der Vorteil der synchronen Pankreas-Nierentransplantation ist die genetische Identität der beiden Spenderorgane sowie die Möglichkeit, eine drohende Abstoßung des Pankreas über eine Verschlechterung der Nierenfunktion rasch zu diagnostizieren und therapeutisch behandeln zu können. Bei der Transplantation werden üblicherweise Ihre eigenen erkrankten Organe (die sogenannten nativen oder empfängereigenen Organe, z.B. die funktionsgestörte Eigenniere) im Körper belassen. Über einen längsverlaufenden Bauchschnitt wird das Pankreas in den rechten Mittelbauch transplantiert, wobei die Verdauungssäfte über den Zwölffingerdarm des Spenders in den oberen Dünndarm des Empfängers abgeleitet werden. Über den gleichen Bauchschnitt wird die zu transplantierende Spenderniere linksseitig in das kleine Becken eingebracht und der Harnleiter in die Harnblase eingepflanzt. Üblicherweise ist ein Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Wochen nach der Transplantation erforderlich. Während dieser Zeit werden die Organfunktionen und Medikamentenspiegel mittels täglicher Laborbestimmungen überwacht, und Sie erlernen den Umgang mit den Immunsuppressiva, also den Medikamenten, die eine Organabstoßung verhindern sollen. Die gängigsten immunsupprimierenden Medikamente sind Steroide, Tacrolimus (FK506), Everolimus und Mycophenolsäure. Nach derzeitigem Protokoll streben wir frühzeitig ein steroidfreies Schema an. Die Fortschritte in der patientenadaptierten Immunsuppression haben sowohl zu einem verbesserten Patientenüberleben von weltweit 95 % (1-Jahres-Überleben) bzw. 83 % (5-Jahres-Überleben) als auch einer stetig gestiegenen Rate an guter Transplantatfunktion von 86 % (Pankreas) bzw. 93 % (Niere) ein Jahr nach der Transplantation geführt.


Betreuung/Kooperationen

Nach der Transplantation wird die Betreuung hauptsächlich durch die Kollegen der Nephrologie unter Einbindung des chirurgischen Teams durchgeführt.
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Kontakt

Eine Überweisung zu unserem Transplantationszentrum kann durch den betreuenden Nephrologen und/oder Diabetologen erfolgen, alternativ kann der Hausarzt den Kontakt zwischen Ihnen als Patient und uns als Transplantationschirurgen herstellen.
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